"Ask us anything" Live-Session
Foil Pumping Board Bau Teil 1
Hier findest du die Fragen und unsere Antworten samt hilfreicher Links aus der Live-Session auf Instagram vom 11. Oktober 2022.
Zu Teil 2 geht's hier.
Was unterscheidet ein Foil Pumping Board von Pocket, Kite oder Wing Foil Boards?
Ein Foil Pumping Board ist lediglich dazu da, eine Standfläche zu bieten und die Pumpbewegung möglichst ohne Verluste in den Mast einzuleiten. Strömungswiderstände im Wasser, Verdränger- und Gleitfahrt sind beim Foil Pumping nicht relevant, da die Fahrt in der Regel beendet ist, sobald das Board auf dem Wasser aufliegt. Daher spielen diese Punkte auch für die Form des Boards keine Rolle.
Oft sehen Foil Pumping Boards aus wie kleine Surfboards mit spitzer Nose, aber im Grund spielt der Shape keine Rolle. Ein Foil Pumpjng Board kann rechteckig, dreieckig oder rund sein ;-) Fußschlaufen, Leash und Tragegriff braucht es nicht, wodurch das Foil Pumping Board sehr simpel ist.
Aber Achtung: Das Volumen bzw. der Auftrieb muss mindestens so groß sein, dass das ganze System aus Board und Foil schwimmfähig ist.
Holz oder Schaum – was würdet ihr empfehlen?
Der Holzkern gibt dem Board für die hohen Belastungen beim Pumpen eine enorme Grundfestigkeit und -steifigkeit. Gleichzeitig ist das Board durch den harten Kern unempfindlicher gegen Stöße. Kein unwichtiger Punkt, denn wessen Board hat nicht schon den Steg oder die Kaimauer geküsst?!
Eines der leichtesten Hölzer ist Paulownia (mehr zu Paulownia siehe ganz unten). Daraus ist auch der Kern unseres EISVOGELs gefertigt. Der Kern wiegt bei einer Länge von 92 cm und einer Breite von 35 cm ca. 1,5 kg (Dichte Paulownia 300 g/l). Das ist schon recht leicht.
Soll es ein Superleichtgewicht werden, kommt ihr an Schaumstoff als Kern nicht vorbei.
In diesem Fall solltet ihr beachten, dass der Schaum geschlossenzellig ist. Das bedeutet, dass die Luftblasen im Schaum in sich geschlossen sind und nicht – wie bei einem Schwamm – miteinander verbunden. Sonst saugt der Schaumkern beim Laminieren das Harz wie ein Schwamm auf. Zudem kann bei einer Beschädigung Wasser in den Kern dringen. Es eignen sich Dämmplatten aus Polystrol. Diese Hartschaumplatten bekommt man in jedem Baumarkt unter der Bezeichnung XPS-Platten, zum Beispiel hier bei Toom.
Warum verwendet ihr Leimholz- und keine Massivholzplatten?
Anders als Massivholz ist Leimholz auch in breiten Maßen (> 40 cm) in der Regel gut verfügbar. Paulownia beispielsweise gibt es in Baumärkten ausschließlich als Leimholzplatte. Geeignete Paulownia-Platten findet ihr eigentlich bei Bauhaus und Toom. Hier bei Toom gibt es Platten in der idealen Größe 120 cm x 40 cm. Achtung, auf dem Etikett steht Massivholz, aber es handelt sich tatsächlich um Leimholz. Hier bei Bauhaus gibt es ebenfalls Paulownia, allerdings könnt ihr aus diesen sehr langen Leimholzplatten gleich zwei Boards bauen.
Aktuell kommt es jedoch zu Lieferengpässen. Und leider ist die Qualität in den Filialen auch oft miserabel. Die Platten sind häufig beschädigt, verzogen oder verunreinigt. Daher solltet ihr vor dem Kauf genau hinschauen. Beschädigungen an den Kanten sind für unsere Zwecke meist nicht schlimm, sodass ihr hier vielleicht einen Rabatt bekommt.
Welche Materialien empfehlt ihr grundsätzlich?
Zur Verstärkung des Boards verwenden wir Glas- und Kohlefaser. Glasfaser ist deutlich günstiger, Kohlefaser erheblich teurer, aber natürlich auch leichter und steifer. Daher ist ein Mix aus beidem ein guter Kompromiss.
Glasfaser ist nach der Benetzung mit Harz transparent, sodass die Holzoptik des Kerns wieder zu sehen ist. Wenn man also etwas zu verbergen hat, lieber mit Kohlefaser arbeiten ;-). Es gibt aber auch Pigmente zum Einfärben von Harz.
Glas- und Kohlefasergewebe gibt es in verschiedenen Ausführungen:
- Stärke bzw. Dicke des Gewebes, das sogenannte Flächengewicht:
Wir nutzen 400 g/qm, aber auch jede andere Stärke bzw. Dicke ist möglich. Ggf. muss man mehr Lagen einarbeiten. - Orientierung der Fasern:
Hier gibt es 0/90 Grad, unidirektional und multidirektional Wir verwenden 0/90 Grad. - Webart:
Es gibt Leinwand, Satin (Atlas) oder Köper. Für unkomplizierte Strukturen wie flachen Brettern kann man in der Regel Leinwand verwenden. Wir nutzen ein sehr dickes Gewebe in der Satin-Variante, da es sich besser um die Kanten drapieren lässt.
Beim Harz sollte ihr in jedem Fall 2-Komponenten-Epoxidharz ohne Lösungsmittelzusätze wegen der Ausdünstungen verwenden. Nehmt auf keinen Fall Polyesterharz, auch wenn die Boards der Profisurfer*innen damit gefertigt werden. Da geht es um Dämpfungseigenschaften, die wir beim Foil Pumping nicht brauchen. Aber in erster Linie ist die Verarbeitung größerer Mengen von Polyesterharzen aus gesundheitlichen Gründen problematisch.
Die Topfzeit, die Zeit, in welcher das Harz nach dem Anmischen verarbeitungsfähig ist, sollte mindestens 45 Minuten betragen. Im Sommer gerne auch 60 Minuten, da die Reaktion bei höheren Temperaturen schneller abläuft. Als Faustregel gilt bei allen chemischen Prozessen: Um jede 10 Grad mehr verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit.
Zudem ist Abreißgewebe hilfreich. Man laminiert es als zusätzliche Lage ein und entfernt es nach dem Aushärten wieder. Beim „Abreißen“ wird überschüssiges Harz entfernt, sodass eine ebene Oberfläche zurückbleibt. Die Oberfläche ist durch die Struktur des Abreißgewebes aufgeraut, wodurch man sich das Abschleifen vor dem Laminieren – dem nächsten Schritt – erspart.
Denkt auch daran, dass ihr für die Verarbeitung Pinsel, Spachtel, Messbecher und ggf. Entlüftungsrollen (zum Entfernen von Luftblasen) benötigt.
Online findet ihr Material bei HP-Textiles, R&G Faserverbundwerkstoffe und
Wie viele Lagen braucht es?
Leider kennen wir hierfür keine Faustformel und haben bisher auch keine Berechnungen durchgeführt. In jedem Fall gilt: Je mehr Lagen, desto stabiler, aber eben auch schwerer wird das Board. Die notwendige Verstärkung hängt vom Gewicht der Fahrer*innen sowie von der Art und Dicke des Kerns ab. Bei Schaumstoff mit wenig Eigenfestigkeit sind mehr Verstärkungslagen notwendig als bei Holzkernen. Und dicke Kerne sind steifer als dünne Kerne.
Wegen der Art der Belastung sind auf der Oberseite mehr Lagen notwendig als unten. Denn oben kommt es zu einer Zugbelastung. Für den EISVOGEL verwenden wir einen 18 mm dicken Kern aus Paulownia-Holz. Oben bringen wir eine Lage Kohlefaser 400 g/qm und eine weitere Lage Glasfaser 400 g/qm auf. Unten nur eine Lage Glasfaser 400 g/qm. Die beiden Glasfaserlagen legen wir jeweils um die Boardkanten herum. Solltet ihr zum Beispiel 200 g/qm Gewebe verwenden, müsstet ihr natürlich die Anzahl der Lagen verdoppeln.
Die notwendige Harzmenge lässt sich mit einem Laminatrechner berechnen bzw. abschätzen. Wir greifen hier immer auf den Rechner von HP-Textiles zurück. Das sogenannte Handlaminieren, also dem Auftragen des Harzes mit Pinsel oder Spachtel und ohne Verpressen mit Vakuum, erfordert wesentlich mehr Harz und gerade auf saugfähigen Untergründen wie Holz kann man von einem wesentlich höheren Harzverbrauch ausgehen. Wir rechnen mit einem Faservolumengehalt von nur 25 %. Das entspricht einem Harzverbrauch von ca. 200 g bei Geweben mit 400 g/qm Flächengewicht. Es ergeben sich bei der Kohlefaser eine Schichtstärke von 0,8 mm und bei der Glasfaser von 0,6 mm.
Welche Partien müssen am Board besonders verstärkt werden?
Insbesondere den Bereich unter der Mastplatte muss man zusätzlich verstärken. Wir verwenden hier immer zwei zusätzliche Kohlefaserlagen.
Bei Schaumstoffkernen sollten sogenannte Stringer die Kraftverteilung über die Boardlänge übernehmen. Ein Stringer ist bei Surfboards mit Schaumkern das Stück Holz in der Mitte des Boards. Dieses Holz gibt dem Board neben der Glasfaserummantelung zusätzliche Festigkeit.
Mehr zu Paulownia
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